Unsere Motoren, besonders
der Smallblock V8, sind grundsätzlich eine Erfindung und Entwicklung von 1955
und damit einer der ältesten Motoren, die bis heute in der Basis unverändert
hergestellt und gegossen werden. Damals gab es keine Katalysatoren und keine
Technik wie heute. Früher baute man die Teile im Motor "auf Reibung". Am
Beispiel des Nockentriebs: Eine untenliegende Nockenwelle betätigt über Lifter/Hydrostößel die Stößelstange, diese betätigt den Kipphebel, dieser
betätigt das Ventil. Super simpel und langlebig. Nun hat man damals die
Nockenwelle einfach direkt auf dem Hydrostößelboden reiben lassen. Sprich, der
Nocken wandert mit permanentem Kontakt am gehärteten Boden des Stößels vorbei
und drückt diesen nach oben. Hierbei entsteht eine enorme Reibung, bedingt
durch den hohen Kraftaufwand, den Hydro und die weiteren Komponenten gegen die
Federkraft des Ventils nach oben zu drücken. Diese Reibung sorgt für
Materialabtrag zwischen beiden Komponenten. Denn, eine Metallfläche, sei sie
auch noch so blank poliert, ist unter dem Mikroskop eine Kraterlandschaft. Es
reiben also mikroskopisch kleine Metallkrater gegeneinander. Das Motoröl
vermindert diese Reibung enorm, jedoch reicht das bei heutigen Motorölen nicht
mehr aus.
Warum? Früher hatten Motorenöle einen hohen ZDDP Anteil, vereinfacht gesagt
Zink. Zink bildet eine extrem reibfeste Gleitschicht auf dem Metall. Nicht nur
an der Nockenwelle, auch an der Steuerkette, der Kurbelwelle, dem
Verteilerritzel usw... nun hat Zink aber einen entscheidenden Nachteil: Es
zerstört auf Dauer Katalysatoren. Es wird im Betrieb des Motors IMMER
zwangsläufig etwas Öl verbrannt, selbst bei nagelneuen Motoren. Dies durch
Schmierfilm auf der Zylinderwand und Ölnebeleintrag in der Ansaugluft. Dabei
wird das im Motoröl enthaltene Zink natürlich mit verbrannt. Der Katalysator
fängt es auf und versottet dadurch zunehmend. Daher begann man bereits in den
90er Jahren, den Zinkanteil aufgrund der Umweltschutzauflagen drastisch zu
reduzieren. Neuere Motoren hatten andere Technik, andere Bauteile und waren
daher nicht mehr so auf Zink angewiesen. Und wie jeder weiß, interessieren den
Gesetzgeber ältere Motoren nicht, es geht immer nur um die Zukunft, nie um die
Vergangenheit.
Deshalb gibt es schon seit langer Zeit für ältere Motoren ohne Kat ZDDP
Additive oder halt direkt spezielle Oldtimer Motoröle, welche einen hohen
Zinkanteil enthalten. Nun sind wir bei unseren Autos in dem Dilemma, dass wir
mit grundsätzlicher Technik aus den 50er Jahren herumfahren, dennoch aber
einen Katalysator verbaut haben. Daher legte GM damals fest, dass unsere
Motoren Öl mit der API SG benötigen. In den API und ACEA Normen sind die
Bestandteile von Motoröl festgelegt. In der API SG ist ein ZDDP Anteil von ca.
1500ppm enthalten. Dieser Anteil bildet einen guten Kompromiss aus
Langelebigkeit für Motor und Katalysator. Man muss wissen, dass das Motoröl
heutzutage nichts anderes als ein enorm wichtiger Bestandteil zur Erlangung
einer Abgasnorm ist. Modernste Öko-Motoren verlangen ganz spezielle und klar
definierte Öle, beispielsweise 0W-15 oder 0W-20 mit einer definierten
Freigabe. Die Verwendung eines anderen Öls ist tatsächlich problematisch, weil
das zum Einen den Motor schädigen kann und zum anderen beeinflusst es beim
Verbrennen die Abgaswerte, mit denen das Fahrzeug homologiert wurde.
Und unsere alten Möhren interessieren die Hersteller von modernen Ölen nicht.
Wir müssen uns schon selbst darum kümmern, was wir in unseren Motor schütten.
Schaut mal nach, API SG Öle sind gar nicht mehr so häufig zu finden.
Daher bei jedem Ölwechsel an
ALLEN V6 bis 92 und V8 bis einschl. 1986 IMMER die passende Menge ZDDP Zusatz
einfüllen, um den Zinkgehalt im passenden Rahmen zu halten.
V8 Motoren besitzen ab MY87 so genannte Roller-Hydros. Das heißt, diese haben
auf der Unterseite eine nadelgelagerte Rolle, auf der sich der Nocken
abstützt. Die Reibung ist hier DEUTLICH geringer, dennoch reibt Metall auf
Metall. Kette, Kurbelwelle, Verteiler und Co haben sich nicht verändert. Daher
sollte auch bei V8 Motoren von 88-92 immer mindestens eine halbe Flasche ZDDP
eingefüllt werden, abhängig vom verwendeten Öl und dessen nativem Zinkgehalt.
Dieser kann übrigens in den Datenblättern der meisten Öle eingesehen werden.
Von der Verwendung eines echten Oldtimer-Öls ist abzusehen, hier ist der
Zinkanteil so hoch, dass der Kat nach kurzer Zeit Schaden nehmen könnte. Für
unsere Kat-Motoren gilt es, einen gesunden Mittelweg über das ZDDP
Additiv zu finden.
Und ich persönlich kaufe mir lieber alle 10-15 Jahre einen neuen Kat für 150
SFr. als irgendwann einen neuen Motor oder zumindest eine Motorrevision zu
finanzieren.